02 Kloster

Ehemaliges Andreaskloster

Das St. Andreas – Kloster wurde als Beginen – Gemeinschaft gegründet, die nicht einer kanonischen Ordensregel unterstanden. Stifterin des Klosters war 1410 die Witwe Heilwich Harst, es wurde 1422 als beghynen convent erstmals erwähnt. 1431 erscheint es als gaedshuis sunte Andries. Der Aufbau der Schwesterngemeinschaft erfolgte unter Mitwirkung von Schwestern des Meister-Geerts-Hauses in Deventer im Geiste der Devotio moderna, einer Entwicklung, die Kanoniker und Laien gleichermaßen ansprach, sich einer inneren Frömmigkeit zu widmen.

Weitere Jahreszahlen sind: 1427 Annahme der Tertiarinnenregel der Franziskaner, 1430 Verzicht der Schwestern auf persönlichen Besitz (dies erfolgte, um der Gefahr einer Anfechtung der Gemeinschaft durch Bischof und Kurie zu entgehen), bis 1432 Arrondierung des Klosterareals, das im nördlichen Teil der Stadt an der Stadtmauer lag, 1457 Einführung der Klausur, 1462 Fertigstellung der Kapelle, 1478 zusätzlicher Bau zum bestehenden Priesterhaus eines herren huis und 1487 Errichtung von Küche und Speisesaal.

Von Beginn an haben die Sonsbecker Schwestern ihren Lebensunterhalt durch Einkünfte aus Rentenbesitz, landwirtschaftlicher Tätigkeit und vor allem auch durch textil gewerbliche Arbeiten bestritten. 1438 untersagte die Stadt die Ausübung des Wollgewerbes, mit Ausnahme eines Wollwebstuhles für eigene Stoffe. So erfolgte 1447 der Bau eines Spinnhauses. 1451 erhielt das Kloster von Herzog Johann I. von Kleve ein Stück Land zur Nutzung als Bleiche. Ebenfalls betrieben die Schwestern nur zum eigenen Gebrauch eine Brauerei. Die wirtschaftliche Lage des Klosters war im Jahrhundert nach der Gründung recht gut. In dieser Zeit wurden auch Töchter höherer sozialer Schichten aufgenommen, nachher reichte es aus, wenn die Mitgift stimmte. Dann konnten auch wohlhabendere Bauernmädchen aufgenommen werden. Der wirtschaftliche Niedergang begann im 16. Jahrhundert u.a. verursacht durch den Stadtbrand von 1517 und später durch Kriegsgeschehen.

Der Konvent bestand anfangs aus ca. 10 Personen, 1472 aus 22 Schwestern. Nach der herzoglichen Ordinantie (= Vorgabe) von 1463, die die Konventsgrößen festlegte, durfte das Kloster 60 Insassinnen haben. Dies wurde allerdings nie erreicht. 1688 lebten 22 Schwestern und Dienstboten im Konvent, 1722 22 Schwestern, 1787 24 Schwestern, 1 Geistlicher, 15 weibliche Dienstboten bzw. Kostgänger. Die Versorgung von Kostgängern, meist Pensionären, wurde zum wirtschaftlichen Standbein des Klosters.

1802 wurde das Kloster im Rahmen der napoleonischen Säkularisierung aufgelöst und 1803 das Klostergebäude an einen Sonsbecker Essigfabrikanten verkauft. Während des 19. Jahrhunderts wurden die Gebäude abgebrochen. Heute erinnert nur noch der Name „Klosterstraße“ an den ehemaligen Konvent.

Während der Zeit des Klosters entstand eine Vielzahl von Handschriften in unterschiedlicher Form und von unterschiedlichem Ausmaß. So sind 18 Gebetbuch- und drei Sammelhandschriften erhalten. Der größte Teil der Handschriften entstanden in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und befindet sich heute in der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek in Darmstadt. Diese Handschriften bieten wertvollen Aufschluss über die im Andreaskonvent gepflegte Spiritualität und literarische Kultur.