09 Ehemaliger jüdischer Betsaal

Ehemaliger jüdischer Betsaal

Der Verein für Denkmalpflege Sonsbeck e.V. hat an dem Haus auf der Hochstraße 31  in Sonsbeck eine schlichte Erinnerungstafel anbringen lassen. Damit wurde ein großer Wunsch vom Ehrenvorsitzenden Heinrich Kerstgens erfüllt, der sich auch sehr um die Verwirklichung dieses Anliegens bemüht hat.

Es soll nicht unvergessen bleiben, dass sich im Obergeschoss dieses Hauses seit etwa 1875 ein schlichter Betsaal der kleinen Jüdischen Gemeinde in Sonsbeck befand. Sonsbeck verfügte zu keiner Zeit über eine mitgliederstarke Jüdische Gemeinde: um 1900 mögen es sicherlich an die vierzig Mitglieder gewesen sein.

Sichtbare Erinnerung an Jüdisches Leben innerhalb Sonsbecks Mauern ist bezeichnenderweise nur noch der von der politischen Gemeinde gepflegte kleine Friedhof mit 31 Grabsteinen. Nachweislich gab es seit dem 15. Jahrhundert immer wieder einzelne Judenfamilien, die, vom Landesherren privilegiert, in Sonsbeck lebten. Erst in Folge der napoleonischen Gesetzgebung setzte sich der Gedanke der Gleichstellung der Juden und die Freizügigkeit bezüglich des Wohnortes – nach allerlei Rückschlägen im Rheinland zur preußischen Zeit – durch.

Der Scheitelpunkt einer allmählichen Aufwärtsentwicklung der Jüdischen Bevölkerung wurde im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts erreicht. Wegen der schwindenden Mitgliederzahl – man zog in die großen Städte – mußten Schule und Betsaal in Sonsbeck kurz nach 1900 aufgegeben werden. Die wenigen noch am Ort verbliebenen Juden benutzten kurzzeitig einen Versammlungsraum in der „Gaststätte de Witt“ am Alttor. Danach gehörten sie zur Synagoge in Geldern. Nicht unerwähnt bleiben darf auch, dass neben anderen ehrenwerten und in unserer Gemeinde voll assimilierten jüdischen Mitbürger der Gründer des bekannten Düsseldorfer Kaufhauses „Carsch“, heutiges Carsh – Haus an der Graf – Adolf – Straße, in Sonsbeck geboren wurde. Das Ehepaar Albert und Rieke Markus, das als letztes jüdisches Ehepaar bis in der NS – Zeit in Sonsbeck wohnte, wurde in das Ghetto nach Riga verschleppt und dort ermordet.

Es ist sicherlich dem Verein für Denkmalpflege und seinem Ehrenvorsitzenden Heinrich Kerstgens zu danken, beherzt die Initiative ergriffen zu haben und im Vorfeld des diesjährigen Chanukka – Festes, Fest der Neueinweihung des Tempels in Jerusalem, die Erinnerungstafel angebracht zu haben. Diese Tafel soll daran erinnern, dass Juden zum Alltag einer Landgemeinde gehörten und in selbstverständlicher Nachbarschaft mit ihrer christlichen Umwelt lebten.

Wir bedanken uns bei Heinrich Kerstgens, der sich unermüdlich um die Tafel, ihre Gestaltung und um die Anbringung kümmerte, bei Herrn Probst em.  Roeloffs, der die Tafel anregte, bei Herrn Pfarrer em. Hinnenberg, der als studierter Hebräischkenner den Tafelinhalt mitgestaltete, bei dem Beerdigungsinstitut Schwane, das die Erlaubnis für Anbringung der Tafel an ihrem Haus gab, bei der Firma „Die Zwillinge“, die in unendlicher Geduld die Tafel nach vielen Rücksprachen anfertigte, bei der Firma Elektro Weber, die die Tafel anbrachte, und bei Johannes Peters, der sich bei der Erforschung der Geschichte der jüdischen Familien in Sonsbeck sehr aktiv einbrachte.