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Evangelische Kirche

Die Evangelische Kirche an der Hochstraße wurde zwischen 1655 und 1660 erbaut. Der Kirchenbau löste das bis dahin bestehende Provisorium ab, den Sitzungsraum des Rathauses am Markt auf Weisung des Kurfürsten von Brandenburg im Jahre 1610 als Gottesdienstraum zu nutzen. Der Landesherr Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, hatte im Jahre 1650 bei der Errichtung eines Barocktürmchens auf dem Rathaus Hilfe geleistet. So hatte die reformierte Gemeinde die Möglichkeit, ihre Gemeindeglieder durch Glockenruf zum Gottesdienst einzuladen. Nun förderte er auch den Bau der Kirche, für den das Grundstück von der katholischen Kirchengemeinde erworben worden war. Im gleichen Jahr hatte der Landesherr die Weisung gegeben, dass für diesen Bau Holz aus den Staatsforsten zur Verfügung gestellt werden solle. Außerdem wurde Baumaterial aus den Trümmern des ehemals klevischen Schlosses, das 1641 durch spanische Truppen gesprengt worden war, bereitgestellt.

Die Kirche ist ein einschiffiger Backsteinbau. 18,60 m lang und 10,50 m breit, mit Satteldach und dem an der Ostseite zur Hochstraße hin stehenden dreigeschossigem Turm mit eingezogener Spitze. Der Turm ist zur Hälfte in das Schiff eingebaut. Der Saal hat an der Längsseite je vier, im Chorpolygon zwei, sowie nach Osten zu beiden Seiten des Turmes je ein zweibahniges Fenster und über dem Altartisch nach Westen heute ein Rundfenster.

Die schönste Bauzier des lebhaft gegliederten Turmes ist das Barockportal aus Sandstein. Über der Doppeltür im Rundbogen des Portalrahmens ist das Wappen der Stadt Sonsbeck angebracht, darüber findet sich eine Inschrift, die auf die Freigebigkeit des Kurfürsten und den Baubeginn im Jahr 1655 hinweist. Oberhalb des Schriftfeldes steht ein Wappenstein mit dem Doppelwappen von Brandenburg und Oranien, darüber der Kurhut, das Feld geschmückt mit Früchten und Blumen und seitlichen Voluten. Den Abschluss bildet ein Bogenfeld über einer gewellten Leiste mit Zierformen im Bogenfeld und darüber. Im Eingang unter dem Turm an der Südwand befindet sich der Grabstein des Mennoniten Cornelisz Honig, der 1794 vor dem Altar bestattet wurde.

Die Kirche erlitt im Februar 1945 schwere Schäden, wobei das Gewölbe zerstört wurde. Sie konnte im Februar 1951 wieder bezogen werden, nachdem die größten Schäden beseitigt und im Innern eine Holzdecke eingezogen waren. 1970/72 erfolgten eine vollständige Überholung des Mauerwerks und eine neue Beschieferung des Turmes.

Die strenge und sparsame Ausstattung entspricht der Zugehörigkeit der Gemeinde zum reformierten Bekenntnis. Die Kanzel vom Ende des 18. Jh. in Renaissanceformen mit klassizistischen Anklängen steht auf einem sechsseitigen Fuß, der oben mit Rundbögen abschließenden Blenden versehen ist. Diese sind durch Pilaster abgegrenzt, die in Löwenklauen enden.

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