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Römerturm

Am Fuß des Dürsberges (Stauchmoräne der vorletzten Eiszeit, der sog. Saale–Kaltzeit 250.000 – 115.000 J.v.h.) soll sich an der alten römischen Heerstraße Xanten, Geldern, Venlo (Rhein – Maas) ein römischer Aussichts- bzw. Wachposten befunden haben. Im Umfeld befindet sich noch der „Römerturm“, dessen Namen hieran erinnern soll. Diesseits der nächsten Bergkuppe legten die Römer einen Wachtturm an, der bis zum nächsten Stützpunkt die wichtige Heerstraße von Xanten — colonia ulpia trajana (vorher schon von castra veterea – Birten) bis blariacum – Venlo – Blerick, vom Rhein zur Maas also, überschauen konnte. Die Straße und ihre wichtige Bedeutung blieb noch lange erhalten und ebenso hier am Bergabhang der „Wachposten“, wenn er auch später zu einer Wehr- und Wohnburg umgebaut wurde.

Unten in der Ebene war Bruchlandschaft, d. h. viel sumpfiges Gelände. Die Römer-Heerstraße lud später an ihren Rändern dennoch zum Siedeln ein. Das war ein wichtiger wirtschaftlicher Grund, warum von früh an bei St. Gerebernus der Haupthof lag und nachher die Richter oder Statthalter der Fürsten von Kleve dort wohnten.

Hieraus entwickelte sich in der Stauferzeit eine befestigte Hof­anlage der Kölner Erzbischöfe, die später Burganlage der Grafen und Herzöge von Kleve wurde. Die St. Gerebernuskapelle (s. folgende Seiten) war ursprünglich die Hofkapelle des erzbischöflichen Hofes. Am Berghang, nach Westen und Osten, siedelten die ersten Höfe in Sonsbeck um die befestigte Hofanlage. Dieses alte Sonsbeck hatte bei St. Gerebernus seinen Mittelpunkt zuletzt mit der Burg der Klever Fürsten, deren sichtbarer Rest als „Römerturm“ – errichtet im Jahr 1417 als Turmwindmühle – in unsere Zeit hinüber gerettet werden konnte. Der Graf von Kleve ist der älteste bekannte Grundherr von Sonsbeck. Der Hof (predium) des Grafen auf dem Balberg, dessen Existenz im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts bezeugt ist, war die früheste im Sonsbecker Raum bezeugte mittelalterliche Siedlung. Die Bewohner (homines) dieses Platzes oder Ortes (locus), der Sunnebeke hieß, errichteten sich mit gräflicher Erlaubnis eine Kirche, die 1203 weitgehende Pfarrrechte erhielt.

Ein früherer Turm am Platz des Römerturms ist nicht nachgewiesen, es wird aber an gleicher Stelle 1319 bereits eine landesherrliche Mühle, eine sogenannte Bannmühle, beschrieben. Sie war eine Kastenmühle. Auch der Römerturm wird später als Windmühle genutzt. Eigentlich war der Turm ein Bergfried zum Schutz des gräflichen Hofes, ehe er die zusätzliche Funktion einer Windmühle bekam. 1650 wird das Gebäude bei einer Verpachtung als des ned. Churf. Hohe Windt Muhlen bezeichnet, gemeint war der Kurfürst von Brandenburg, seit 1614 klevischer Landesherr. Auch auf einem bekannten Stich von Jan de Beijer aus dem Jahr 1739 ist der Römerturm als Mühle zu sehen.

Es ist überliefert, dass die Mühlenknechte in besonderer Weise vereidigt wurden. Sie mussten sich gegenüber ihrer Herrschaft (den Pächtern) mit aufgestochenen Fingern bei Verlierung ihrer Siell und Seligkeit verpflichten, das Mühlenwerck nach ihrer besten Wissenschaft und eußerstes vermoegen aichtzunehmen, jedem sein Recht zukommen zu lassen ohne Arglist.

Der Mühlenbetrieb wurde 1864 eingestellt. Damals gehörte sie der Müllerfamilie Eix, die sie vermutlich nach der Beschlagnahme durch die Franzosen erworben hatte. Der Turm blieb als Rundturm erhalten, kam 1880 in das Eigentum der Katholischen Kirchengemeinde und wurde später von dem landwirtschaftlichen Betrieb am Krankenhaus mit genutzt. Nach dem zweiten Weltkrieg verfiel der Turm und wurde nur notdürftig erhalten.

Im Jahr 1984 wurde er vom Unternehmer Johannes Ten Elsen erworben und in den Jahren 1987 bis 1992 liebevoll renoviert. Zusammen mit den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden des landwirtschaftlichen Betriebes des Krankenhauses ist hier nun das „Hotel Specht“ untergebracht. Ein Teil der Hotelzimmer sind im Turm untergebracht. In jeder Etage des Turmes befindet sich ein Doppelzimmer mit einer einzigartigen Note und Ausstattung. Das geschmackvolle Ambiente des Komfort–Hotels ist dem persönlichen Engagement von Frau Paula Ten Elsen zu verdanken.

Es wurde hiermit bewiesen, dass man auch aus fast verfallenen Denkmalen vorzeigefähige Gebäude entwickeln kann, die den heutigen Ansprüchen gerecht werden.